Spielerische, körperliche Auseinandersetzung als präventiver Weg gegen Gewalt

Ringen und Raufen, Rangeleien austragen, körperliches Kräftemessen gehören zur kindlichen Entwicklung dazu. Für das eine Kind mehr, für das andere weniger. Die Sicht der Erwachsenen auf diese Szenen ist oft sehr gespalten. Wo ist es eine spielerische Auseinandersetzung, wo beginnt der Übergang zur Gewalt? Wo kann ich lassen, wo kann ich eingreifen? Aus dieser Unsicherheit heraus ist körperliche Auseinandersetzung oft ein großes Tabu. Doch nehmen wir den Kindern dadurch nicht auch wichtige Lernerfahrungen? Die Klasse 4c setzte sich in einem kurzen Projekt von sechs Sportstunden mit dem Thema Ringen und Raufen auseinander.

Damit die Kinder sich gut darauf einlassen konnten, wurden zu Beginn wenige wichtige Regeln festgelegt:

  • Die Teilnahme ist freiwillig. Jeder prüft sich, ob er sich darauf einlassen will. Ebenson kann eine Übung jederzeit ohne Begründung abgebrochen werden.
  • Es ist alles erlaubt, was nicht wehtut. Das schließt absichtliches körperliches "Wehtun" aus aber auch jede Art von Demütigung und Verletzung durch Worte und Gesten.

Zu Beginn der Stunde stand immer ein Lauf- oder Fangspiel um den Bewegungshunger zu stillen, sich auszutoben. Dann näherten wir uns den Themen:

  • Körperkontakt aufnehmen und akzeptieren
  • Vertrauen entwickeln
  • und schließlich kleine Kämpfe anbahnen und entwickeln

Beim Spiel Bodyguard mussten zwei Leibwächter ihren Star vor einem allzu aufdringlichen Fan schützen, dessen sehnlichster Wunsch es war, sein Idol einmal zu berühren. Da war Körpereinsatz gefragt.

Doch dann: heftige Regenfälle setzten die Turnhalle unter Wasser und die rettenden Inseln versanken nach und nach. Zuletzt blieben noch zwei Kästen, auf die sich die ganze Klasse retten musste. Das bedeutete: Ganz eng zusamenrücken, sich gegenseitig helfen, dass keiner ins Wasser fällt. In einer anderen Stunde wurde ein Seilnetz geknüpft und jedes der Kinder hatte eine tragende Rolle. Wer wagt es, sich in die Mitte des Netzes zu legen und sich von anderen hochheben zu lassen? Erfahrungen von "Ich vertraue meine Sicherheit den anderen an und werde nicht enttäuscht" und auch "Ich bin für die Sicherheit meines Mitschülers verantwortlich, mir wird Verantwortung zugetraut" waren hier möglich. Und welch ein stolzes Erlebnis: Wir schafften es sogar, unsere Lehrerin zu tragen und sie hat sich uns anvertraut.

Auch beim "Maibaumaufstellen" gab sich jeweils ein Kind buchstäblich in die Hände der Anderen, die versuchten, es stocksteif vom Boden aufzurichten und vorsichtig wieder abzulegen. Es klappte

Als ein kleines Kämpfchen brachte die "Mausefalle" viel Spaß. Ein Kind stellte sich in den Vierfüßlerstand, ein anderes krabbelte hindurch. Dann schnappte die Falle zu und die Maus versuchte mit allen - fairen - Mitteln, sich herauszuwinde. Auch die "Qualle" stellte uns vor Herausforderungen, die sich mit all ihren Saugnäpfen auf der Matte festgesaugt hatte. Gar nicht so leicht, sie in einer Partnerübung loszueisen.

Die Stunde beendeten wir immer mit einer kurzen, kindgerechten Entspannungsübung. Die Kinder machten Erfahrungen wie: Wie viel Kraft kann ich einsetzen ohne dem anderen wehzutun? Wie viel Nähe kann ich zulassen? Kann ich meine eigenen Grenzen erkennen und wahren? Wie ist es mit den Grenzen der anderen? Wie kann ich mit einer Niederlage umgehen? Was kann mein Körper leisten? Kann ich etwas "in Angriff nehmen"? und viele, viele mehr.

Ringen und Raufen kann Spaß und Freude bringen - jedoch Gewalt? - nein danke!

(Nicole Hämmerle, Elternbeirätin, welche das Projekt in der Klasse durchführte)

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